Der Sturm bricht los by Robert Jordan

Der Sturm bricht los by Robert Jordan

Autor:Robert Jordan
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Roman, ebook german


KAPITEL 12

Enthüllungen in Tanchico

Elayne hantierte ungeschickt mit den beiden dünnen, rotlackierten Stäbchen und versuchte, sie richtig zwischen die Finger zu bekommen. Sursa, erinnerte sie sich. Nicht Stäbchen, sondern Sursa . Eine idiotische Art zu essen, wie sie nun auch heißen mögen.

Auf der anderen Seite des Tisches in der Kammer der Fallenden Blüten blickte Egeanin finster auf ihre Sursa hinab. Sie hielt in jeder Hand ein Stäbchen, als wären es Spieße. Nynaeve hielt ihre so in einer Hand, wie Rendra es ihnen gezeigt hatte, doch bisher hatte sie auch nur ein Stückchen Fleisch und ein paar Paprikastreifen bis zu ihrem Mund gebracht. Sie hatte die Augen konzentriert zusammengekniffen. Viele kleine weiße Schüsselchen standen auf dem Tisch, jedes angefüllt mit Scheibchen und Stückchen von Fleisch und verschiedenen Gemüsesorten und mit dunklen wie hellen Saucen. Elayne befürchtete, sie würden den ganzen Rest des Tages über benötigen, um dieses Mahl zu beenden. Sie lächelte die Wirtin mit ihrem honigfarbenen Haar dankbar an, als die Frau sich über sie beugte und ihr die Sursa richtig in die Hand steckte.

»Euer Land befindet sich im Krieg mit Arad Doman«, sagte Egeanin, und es klang fast verärgert. »Warum serviert Ihr die Gerichte Eures Gegners?«

Rendra zuckte die Achseln und spitzte die Lippen hinter ihrem Schleier. Heute trug sie ihn im blassesten Rot, das man sich vorstellen konnte, und die Perlen in der gleichen Farbe, die sie sich in die dünnen Zöpfe eingeflochten hatte, klickten leise, wenn sie den Kopf bewegte. »Das ist jetzt gerade Mode. Es begann vor vier Tagen im Garten der Silbernen Winde und jetzt verlangt fast jeder Gast nach Domani-Speisen. Ich glaube, wenn wir schon Arad Doman nicht erobern können, dann eben wenigstens ihre Speisen.

Vielleicht essen sie jetzt in Bandar Eban Lammbraten mit Honigsauce und kandierten Äpfeln wie wir hier sonst? In weiteren vier Tagen wird vielleicht irgendeine andere Küche die große Mode sein. Das ändert sich heutzutage sehr schnell, und falls jemand den Mob gegen diese...« Sie zuckte noch mal die Achseln.

»Glaubt Ihr, es wird noch mehr Ausschreitungen geben?« fragte Elayne. »Werden sie sich auch noch darum streiten, welche Art von Speisen in den Schenken serviert werden?«

»In den Straßen herrscht Unruhe«, sagte Rendra und spreizte die Hände schicksalsergeben. »Wer weiß schon, was sie wieder zum Überkochen bringen wird? Der Aufruhr vorgestern entstand wegen eines Gerüchts, daß sich Maracru für den Wiedergeborenen Drachen erklärt habe oder vielleicht an die Drachenverschworenen gefallen sei oder an die Rebellen – es scheint wohl kein großer Unterschied zu sein –, aber fällt daraufhin der Mob über die Leute aus Maracru her? Nein. Sie toben auf den Straßen herum, zerren die Leute aus den Kutschen, und dann brennen sie den Großen Saal der Versammlung nieder.

Vielleicht trifft die Nachricht ein, daß unser Heer eine Schlacht gewonnen oder verloren hat, und dann erhebt sich der Mob gegen diejenigen, die Speisen aus Arad Doman servieren. Oder vielleicht brennen sie diesmal die Lagerhäuser an den Kais der Calpene nieder. Wer weiß das schon?«

»Weder Recht noch Ordnung«, knurrte Egeanin und steckte sich die Sursa entschlossen zwischen die Finger ihrer rechten Hand.



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